Sicher habt ihr euch auch schon mal gefragt wann welche Tiefen anzufahren sind um erfolgreich vom Klein- oder Schlauchbootauf Dorsch zu angeln. Das Thema kennt JEDER Angler…..Gerade wer nicht so regelmäßig aufs Wasser kommt, stellt sich teils Wochen vorher die Frage, durchsucht Foren, fragt andere Angler und macht sich und andere damit ganz kirre…
Ich habe über die Jahre einiges darüber gelernt und das habe ich in einer Tabelle für meine Leser aufgearbeitet.
Ich unterscheide ganz klar in den Jahreszeiten die Methoden Schleppangeln und Jiggen.
Wer nicht schleppen möchte, kann natürlich auch im Winter weiter jiggen, die Fische interessiert das wohl kaum…
Während das Schleppangeln aus verschiedenen Gründen nur im Winter machbar ist, wird im Sommer im Allgemeinen mit leichten Gummifischen am Jighaken gejiggt oder mit etwas schwereren Metallpilkern jeweils grundnah gepilkt.
Das winterliche Schleppangeln wird zumeist in fast allen Wasserschichten durchgeführt, wozu natürlich mehr Ruten gleichzeitig im Wasser sind. Wir hier in Schleswig-Holstein haben keine Rutenbegrenzung, unsere Nachbarn in Mecklenburg-Vorpommern dürfen pro Person nur 3 Ruten schleppen. Und das müssen sie in den meisten Küstengebieten mindestens 1000m weit weg vom Ufer tun.(Stand Februar 2016).
Wo aber nun hinfahren wenn man sich entschlossen hat mit dem Boot auf Dorsch zu angeln?
Im Winter zumindest flacher als im Sommer! Aber selbst in den beiden Jahreszeiten gibts Monatsweise teils gravierende Unterschiede, bedingt durch Futterangebote und Wassertemperaturen.
Ich fange einfach mal ganz vorn an…
Januar:
Im Januar ist es meist ziemlich kalt, Dorsche sind aber noch zwischen 10 und 14m Wassertiefe zu finden. Die Fangwahrscheinlichkeit stufe ich auf 80% ein.
Februar:
Einer der schlechtesten Monate auf Dorsch! Februar ist zumeist der kälteste Monat des Jahres mit Wassertemperaturen bis zu Null Grad Celsius und die Dorsche setzen bereits Laich an und werden merklich träger. Schneidertage sind im späten Februar keine Seltenheit! Die Fangwahrscheinlichkeit stufe ich auf 60-70% ein.
Ich selber mache Ende Februar meine letzte Tour wo Dorsche beissen könnten.
März:
Der Monat mit der schlechtesten Dorschausbeute des Jahres. Die Dorsche ziehen sich im März in ihre tief gelegenen Laichgründe jenseits der 20m Wassertiefe zurück um dort für Nachwuchs zu sorgen. Die meisten Angler die ich kenne stellen das gezielte Angeln auf Dorsch in der Zeit freiwillig ein. Laichdorsche sind aus ethischen Gründen einfach nicht akzeptabel. Klar ein im Sommer gefangener Dorsch laicht auch nicht mehr aber gerade wenn sie schon dick und rund mit Laich gefüllt sind, sollte man sie in Ruhe lassen.
Aus diesem Grund habe ich keine Fangtiefe angegeben und apelliere hiermit an jeden Angler nicht gezielt auf Laichdorsche zu angeln. Ich stufe die Fangwahrscheinlichkeit eh auf nur 50-60% ein.
Das gezielte Angeln auf Meerforelle steht im März bei mir im Fokus. Dann fahre ich so flach mit dem Boot das ich ganz sicher keine Dorsche fange.
April:
Im April steigen die Wassertemperaturen wieder an und die Dorsche kehren langsam vom Laichgeschäft in die küstennahen Gebiete zurück und sind jetzt auf Nahrungssuche zwischen 10 und 14m unterwegs. Die Fangwahrscheinlichkeit stufe ich auf 80% ein.
Mai:
Im Mai hat die Ostsee langsam wieder die Komforttemperatur von 8°C erreicht und die Dorsche werden richtig agil. Über Tiefen von 10-17m sind sie gut zu fangen. Das Wasser fängt wieder richtig an zu leben, die Hornhechte kommen zur Paarung an die Ufer und können das Wasser buchstäblich zum kochen bringen. Die Ostsee erwacht wieder richtig zum Leben….Leider auch die Braunalgen….Spätestens jetzt ist das Schleppangeln vorbei und es sollte aufs Jiggen mit Gummifisch umgestellt werden. Ansonsten sind alle paar Minuten die Haken mit Hornies voll… Wer will das schon :-))).
Die Fangwahrscheinlichkeit stufe ich auf 100% ein.
Juni:
Der Juni lässt das Wasser weiter wärmer werden, die ersten tollen langen Sonnentage helfen und die Dorsche wandern schon wieder ins tiefere hinaus wo die Wassertemperatur stabiler und kühler ist. Sinnvolle Tiefen sind in diesem Monat zwischen 10 und 18 Metern da auch im Juni noch starke Wetterschwankungen zu erwarten sind, die die Wassertemperatur beeinflussen.(Stichwort Schafskälte!)
Die Fangwahrscheinlichkeit stufe ich aber dennoch auf 100% ein.
Juli:
Im Prinzip die selbe Situation wie im Juni, außer das durch immer wärmer gewordenes Wasser die Fangtiefen auf bis zu 20m angestiegen sind. Unter 12m Fange ich eigentlich nicht an Fisch zu suchen. Die Fangwahrscheinlichkeit stufe ich auf 100% ein.
August:
Ein wahrlich kritischer Monat wenn´s um Dorsch geht!
Das Wasser ist im August zumeist so warm(bis zu 19Grad!), das die Dorsche nur noch seltenst unter 17m anzutreffen sind, ich erinnere mich an Zeiten wo unter 19m gar nichts ging und bei 21m auch schon wieder Schluss war…
Tageweise muss man im August mit Schneidertagen rechnen! Ich stufe die Fangwahrscheinlichkeit daher auf nur 65% ein, der Rest ist als Glücksache zu bezeichnen.
Ein gezielt eingesetztes Makrelenvorfach im Mittelwasser geführt, kann hier aber für dennoch kurzweilige Tage sorgen.
September:
Der Spätsommer lässt die Tage und damit die Sonneneinstrahlung ins Meer wieder weniger werden, die Dorsche kommen im September schon wieder merklich dichter unter Land und sind bereits wieder bei ca. 14-20m zu erwischen. Auch die Bissfrquenz steigt wieder an. Die Fangwahrscheinlichkeit stufe ich auf 90% ein.
Oktober:
Die Dorsche fressen sich jetzt ufernah ein Polster an. 8m sind eine gute Tiefe, weiter als 14m braucht man auf keinen Fall heraus zu fahren um schöne Exemplare zu erbeuten.
Das Schleppgeschirr kann schonmal auf Vordermann gebracht, Drillinge überprüft und die Multirollen geölt werden. Die Schleppsaison steht unmittelbar bevor.Die Fangwahrscheinlichkeit steigt erneut auf 100%!
November:
Das große Fressen der Dorsche hat begonnen! Wer jetzt keinen Fisch fängt, hat keinen Haken am Ende der Schnur :-)
Die letzten Krebse im ufernahen Bereich fallen den Dorschen zum Opfer, gefangene Exemplare haben den Magen voll mit Krebsen und Kleinfisch. Weiter als 8-10m muss man eigentlich nicht raus fahren, aber auch auf 12m wird man sicher noch seinen Fisch fangen. Selbst auf 6m kann man bereits fündig werden. Der November und Dezember sind meiner Erfahrung nach die besten Monate auf Dorsch!
Die Fangwahrscheinlichkeit steigt auf 110%!
Dezember:
Im Dezember haben wir meistens immer noch moderates Wetter, das Wasser der Ostsee hat zwischen 6-8°C und die Dorsche bleiben weiterhin aktiv. Jetzt zu jeder Seite mit einem tief laufenden Wobbler auf 6-10m Wasseriefe Dorsche einsammeln macht einfach nur Spaß. Ich stufe die Fangwahrscheinlichkeit erneut auf 100% ein.
Noch ein Hinweis:
Diese Daten beruhen rein auf meinen eigenen Erfahrungen der letzten Jahre Dorschangeln in der westlichen Ostsee.
Bedingt durch Bodenstrukturen, Strömungen und Sprungschichten sowie Nahrungsangebot im Wasser kann es regional immer zu Unterschieden kommen!
Bei aller Liebe zum Schleppangeln, habe ich lernen müssen das es immer wichtig ist, auch die Jigruten sowie die Gummiköder im Winter dabei haben, wie es genauso wichtig ist, im Sommer Pilker dabei zu haben!
Wenn man 2Stunden lang erfolglos jeden Gummiköder versucht und im Nachbarboot auf Pilker ein Fisch nach dem anderen aus dem Wasser gezogen wird, muss man anerkennen wenn man unzureichend ausgerüstet ist. Ich bin -zumindest beim Angeln- ein absoluter Verfechter des Minimax Prinzips: Minimale Ausrüstung für maximalen Erfolg. Aber an manchen Tagen muss man einfach umdenken und schauen was läuft.
Die Tabelle zu diesem Thema könnt ihr auch gern downloaden:
Download Fangtiefentabelle Dorsch von Baltic-Fishing.net
(Adobe Acrobat Reader oder PDF Viewer nötig! )
Druckt euch die Tabelle aus und legt sie am besten gleich in eure Angelscheinmappe. Dann habt ihr sie immer am Mann!
Ich wünsche Euch viel Erfolg und immer stramme Leinen!
Euer Baltic-Fisher