Ich habe im April 2018 blind einen Mercury 30PS EFI Außenborder für mein Boot gekauft und diesen ungesehen mit einer erheblichen Summe angezahlt. Bei Abholung zeigte sich, das mein Riecher genau richtig war. Äußerlich und innerlich top das Teil und damit ein richtiges Schnäppchen. Dafür kann man auch mal einen ganzen Tag auf der Autobahn verbringen :-)
Meinen alten Johnson 15Ps Motor hat mir ein örtlicher Dealer abgenommen und so musste ich nur noch den neuen Motor montieren. Das geschah bei richtig üblem Wetter mit Regen, Sturm von bestimmt 6-7bft, in Böen sogar noch mehr, in Nachbars Carport. Den Motor habe ich mit meinem Freund und Baltic-Fishing Teammember Malte an einer Ratsche aufgehängt um das Boot drunter schieben zu können.
Die Aufgabe bei der Sache ist es, die richtige Höhe des Motors auszumessen damit der Motor seine volle Leistung entfalten kann und das Wasser unterm Boot saugt und nicht dahinter. Die Kavitationsplatte des Unterwasserteils am Motor darf nicht mehr als 3-4cm über der untersten Kielkante sein. Dann passts. Zur Not mit einem Wagenheber von unten etwas nachhelfen. in meinem Fall passte das perfekt. Motor exakt mittig am Spiegel ausrichten und die zu bohrenden Löcher für die Bolzen anzeichnen zu können. Bolzen müssen unbedingt hochwertige V4A Bolzen in ausreichender Länge sein! M10 oder M12 bieten sich je nach Lochdurchmesser am Motorbracket an.
Ebenfalls ist es wichtig die Löcher exakt im 90°Winkel zum Spiegel zu bohren!
Nach dem Bohren Motor wieder drauf hängen und vorher die Lenkung durch das Lenkrohr am Bracket schieben, sonst geht es nicht mehr.
Die Bolzen habe ich ca. 5cm vor dem Kopf dick mit Sikaflex291i eingeschmiert um die Bohrung gegen Wasser gut abzudichten. Bolzen einstecken und dann NICHT MEHR DREHEN! Die Mutter von der anderen Seite ganz andrehen und zum festziehen nur noch die Mutter drehen, den Bolzen mit einem Werkzeug festhalten, damit der Klebedichtstoff sich nicht in der Bohrung verteilt und ggf nicht mehr abdichtet. Dazu ist also in jedem Falle eine zweite Person nötig die auch Kraft aufwenden kann.
Insgesamt ist das Anhängen des Motors aber tatsächlich die angenehmste und einfachste Sache bei dem ganzen Stunt gewesen. Das Verlegen der Züge und die Montage der Schaltung hatte es WIRKLICH in sich…
Der Motor ansich hat nur gut 1-1.5h gedauert. Dann war alles erledigt. Der Schalthebel musste von mir auf die andere Seite der Schaltung gebaut werden. Auch alles noch kein Problem. Etwas anspruchsvoller war es jedoch die Schaltung so am Steuerstand zu positionieren das diese das riesige, hässliche Loch der alten Schaltung die ich weg gegeben hatte, abdeckt. Dabei allerdings die Züge auch noch frei laufen…. Mein Boot ist ein komplett geschlossenes Konsolenboot wo es nur im Steuerstand eine Öffnung im Boden gibt um Kabel oder Züge nach hinten in die Backskiste zu verlegen. Ergo musste ein Loch in den Steuerstand um die Kabel und Züge nach innen weglaufen zu lassen.
Darüber noch eine Gummimanschette drauf wo die Züge vorher durch gezogen werden mussten.
Leider mussten wir feststellen das wir mit den Zügen aufgrund ihrer Steifigkeit nicht weiter kamen und alles demontieren und das Pferd von hinten aufzäumen.
Schaltung ab, Züge dort raus und durch die Backskiste von hinten nach vorne durchschieben. Schaltung wieder zusammen und feststellen das die Züge sich nicht mehr bewegen lassen :-(
Alles wieder auf, frickeln und nicht verstehen warum… Am Abend zuvor hatte ich Malte ein Foto der offenen Schaltung geschickt um zu dokumentieren was ich bereits zur Verlegung des Zündanlaßschalters in den Steuerstand, für einen Kabelbaum angefertigt hatte. Dieses Foto kam mir in den Sinn und darauf sahen wir, das wir die Züge beim zweiten Mal in der Schaltung falsch wieder eingesetzt hatten :-) Nach ungefähr einer Stunde hatten wir es dann endlich und die Hände und alles was wir jemals angefasst hatten, klebte vom reichlich in der Schaltung vorhandenen FETT :-D BAH!
All das erforderte diverse teils, selbst angefertigte Spezialwerkzeuge wie bspw. mit der Flex extremst gekürzte Bohrer, einen Winkelbohraufsatz und verschiedenen anderen Kleinkram. Wie wir den Steuerstand von innen bearbeiten mussten damit der Zündanlaßschalter darein geht, schreibe ich hier lieber nicht :-D
Bei all diesen Problemen die auftraten, haben Malte und ich stets die Ruhe bewahrt und uns sehr konstruktiv ausgetauscht. Das sind Eigenschaften die ich an Malte sehr schätze. Seine Ruhe und sein technischer Verstand der mir immer auf Augenhöhe begegnet. Malte hat eine rein kaufmännische Ausbildung mit Studium, ich dafür eine technische Ausbildung in der ich allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr arbeite, und so sind wir echt gut dabei und manchmal lernt Malte noch was von mir, manchmal aber beeindruckt er mich mit seinem Ideenreichtum und Pragmatismus. Danke dafür!
Der erste Einsatz auf dem Wasser:
Die erste Testfahrt haben wir dann mit Patrick in seinem Boot, Malte und ich in meinem Boot in der Neustädter Bucht gemacht. Der 30PS EFI hat für mein Boot leider noch nicht den perfekten Propeller montiert, er überdreht. Bis er allerdings überdreht, hat er erfreulich viel Dampf und macht echt Spaß. Ich musste die Trimmung des Motors noch etwas ändern. Dazu muss man eine Stahlstange in ein anderes Loch schieben um den Abstand des Motors zum Spiegel des Bootes zu ändern. Leider habe ich dabei einen Fehler gemacht, da die Stange unterwasser war: Ich habe das zweite Loch nicht gesehen und gedacht ich wäre schon drin. Das es nicht so war, haben wir dann erst abends nach dem Ausslippen festgestellt:
Naja…die wird gerichtet und gut ist…
Die Fahrt durch die Bucht hat echt Spaß gemacht und gegen Mittag haben wir den Grill rausgeholt und uns mit Patrick zusammengebunden und in einer windstilleren Ecke schön Würstchen gegrillt und bei Musik den lieben Gott einen alten Sack sein lassen :-)
Das war klasse.
Nach dem Mittagessen habe ich noch einige Würfe mit den neuen Lieblingsköder Sonderfarben gemacht. Dabei gab es eine große Überraschung: Auf Black Shadow nah am Grund geführt spürte ich einen Biss der aber sofort nachließ. Ich ließ sofort Schnur und ließ den Köder einen kleinen Moment unbewegt am Grund liegen. Beim nächsten Anhieb saß der Fisch und was da an die Oberfläche kam, war der HIT!
Das Geschrei an Bord war wirklich groß und wir mussten tatsächlich erstmal nach dem Mindestmaß dieses Ausnahmefangs googeln um zu wissen ob er mit darf oder nicht.
Ich bin bekennender Schonmaß-Steinbutt-Nichtwisser :-D
Patrick sei Dank, stand das in Sekundenschnelle fest und sein Schicksal war besiegelt.
Anglerisch war das natürlich das Highlight des Tages denn ansonsten kamen nur noch Babydorsche ans Tageslicht die wieder schwimmen.
Am frühen Abend frischte der Wind merklich auf und wir legten uns in der Neustädter Hafeneinfart vor dem Restaurant Kombüse an deren Boje und Patrick machte wieder längsseits an Mi Sueño fest, wo wir dann die zweite Grillung mit den restlichen Würstchen und lecker Kuchen genossen. Der neue gebrauchte Motor läuft prima(mit einem anderen Propeller bald noch besser) und das Wetter sowie die Versorgungssituation waren echt der Knüller und so ging ein wahrlich herrlicher Tag zu Ende. Das Boot wurde schnell geslippt und auf dem Heimweg haben wir uns noch sehr angeregt über viele Dinge unterhalten die man mal machen müsste…Dazu irgendwann mal mehr :-)
Mir hat der Tag riesen Spaß gemacht und ich habe die nette Gesellschaft von Malte und Paddy sehr genossen. Vielen Dank euch beiden für diesen schönen Tag. Wir haben sehr viel gelacht und das werden wir ganz sicher nochmal wiederholen.
Hier drunter findet ihr noch eine Galerie zu der ganzen Story.
Euer Olli
-Baltic-Fisher-