Aluminium, Edelstahl und Salzwasser sowie 1,5Jahre …
4 Zutaten die zusammen für reichlich Probleme sorgen können…
Am Beispiel der Turn and Tilt Rutenhalter von Rhino möchte ich aufzeigen was das für Folgen haben kann.
Ich hatte die Gelegenheit diese WIRKLICH guten Rutenhalter für mein Boot günstig zu bekommen.
Das die aber tatsächlich 1,5 Jahre im Keller gelegen haben wusste ich natürlich nicht :-)
Die 4 Edelstahlschrauben mit denen die Relingshalterung zusammengeschraubt wird hatten alle bereits mächtig Korrosion angesetzt und so musste ich mit reichlich WD40 dafür sorgen das sie wieder etwas geschmeidiger werden beim rausdrehen.
Mein Ziel war es, die Rutenhalter komplett zu zerlegen und zu überholen bevor ich sie einsetzen kann.
Als erstes habe ich also alle Schrauben mit reichlich WD40 eingesprüht. Die müssen richtig darin versinken. Dann etwas einwirken lassen und mit einem perfekt passenden Inbusschlüssel vorsichtig die erste Umdrehung in Richtung lose machen. Wenn das geht, wieder zurück drehen und somit wieder etwas WD40 ins Gewinde holen. Dann 2 Umdrehungen machen und wieder eine zurück. Das ganze wiederholt man bis man merkt das die Schrauben leichter gehen und sich problemlos lösen lassen.
In der Relingaufnahme befinden sich 2 Inbusschrauben die die obere Schale der Relingshalterung mit dem Körper der Rutenhalter verbinden. Diese Schrauben mit einem herzhaften KNACK lösen, da diese mit Schraubensicherung ab Werk eingesetzt wurden.
Der Grund ist klar, es soll keine Korrosion zwischen Halter und Körper entstehen und vorallem sollen die Rutenhalter sich nicht bewegen.
Das mit der Korrosion klappt nur leider nicht :-)
In meinem Falle hatte sich reichlich Alumiumoxid gebildet und die beiden Teile gut miteinander verbunden.
Ich habe sowohl Körper als auch Relingshalteschale schön gereinigt und mit einer dünnen Fettschicht versehen um eine galvanische Isolation zu erzeugen.
Auf die erneute Schraubensicherung habe ich beim Zusammenbau bewusst verzichtet, sondern habe alles schön gefettet und mit Schmackes wieder zusammen geschraubt. Zwischen Grundkörper und Relingshalter herausgequetschtes Fett muss natürlich entfernt werden.
Auch die 4 Schrauben für die untere Relingshalterung habe ich sorgfältig mit einer weichen Kunststoffbürste von ihrer Korrosion befreit und ausreichend eingefettet.
Als nächstes habe ich mich dem Rohr gewidmet:
Das Rohr ist wie der gesamte Rutenhalter aus Aluminium, die äußeren Teile sind allerdings eloxiert, somit sind sie oberflächenverdichtet und spritzendes Salzwasser kann ihnen nichts anhaben.
Aber das Gewinde mit dem das Rohr auf dem Grundkörper sitzt, hat´s in sich!
Am Rohr herunterlaufendes Spritzwasser setzt sich aufgrund der Kapilarwirkung im gesamten Gewinde fest und beginnt dort schön zu oxidieren :-)
Aber ich hätte nicht den Spitznamen Schraubzwinge wenn ich das nicht -zwar mit großer Anstrengung- aber letztlich problemlos abgeschraubt bekommen hätte.
Durch das Gewinde schneiden im Körper und Rohr sind die Strukturen offen und auch hier hilft ein Pinsel mit Maschinenfett um das in Zukunft zu vermeiden.
Rohr wieder drauf und den Verdrehmechanismus geprüft.
Tja was soll ich sagen, hier liegt echt der Hase im Pfeffer!
Durch den Grundkörper des Halters scheint vertikal eine Achse zu gehen die mit einer Feder dafür sorgt das man sich zwar anstrengen muss um den Grundkörper durch hochziehen zu verdrehen(dazu ist die Verzahnung auf dem Grundkörper sichtbar!) es aber letztlich problemlos zu machen ist.
Nicht so bei meinen Rutenhaltern…
Die waren FEST!
Selbst massive Schläge mit einem harten Holz und einem Hammer in Löserichtung haben nur minimalen Erfolg gebracht.
Ich habe den Rutenhalter am Rohr eingespannt und mit Gewicht auf dem Fuß soweit aufgebogen wie es irgend ging und den offenen Spalt mit WD40 geflutet. Rutenhalter umgedreht und das gleiche nochmal. Einwirken lassen und das ganze Spiel wiederholt.
Irgendwie musste ich ja etwas schmierendes und Salzkruste lösendes da rein bringen….
3x brauchte ich und langsam kam wieder Bewegung in den Federmechanismus!
Nach mehrmaligem auseinander- und zusammenziehen lassen kam wieder richtig Geschmeidigkeit in die Sache und der erste Rutenhalter war komplett überholt und vor weiterer Korrosion geschützt. Der Weg zur Montage am Boot war frei.
Da diese Rutenhalter bei mir sehr regelmäßig benutzt werden und ich in Zukunft den Verdrehmechanismus allein aus Korrosionsschutzgründen regelmäßig benutzen werde sollte die WD40 Flutung erstmal ausreichen.
Wer jetzt meint das Rhino hier einfach schlechte Materialen verwandt hätte, irrt.
Sicher ließe sich alles auch aus V4A fertigen, dann kauft es aber keiner mehr.
Diese Rutenhalter kosten beim günstigsten Anbieter weit über 60€ und aus V4A würden die wohl mindestens das doppelte kosten…
Da ich mein Boot im Sommer mit maximal 2-3 Rutenhaltern benutze muss ich also eh abrüsten was einer erneuten Pflege der neuralgischen Stellen in die Karten spielt, sodaß es sich in Zukunft wohl nur noch um kurzes lösen und fetten der bekannten Punkte handeln dürfte.
Ich freue mich auf die bevorstehende Trollingsaison mit meinen überholten komfortablen Rhino Turn and Tilt Rutenhaltern.