Dezember 2020
Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit meinen letzten Urlaubstag 2020 zu nehmen. Wind und Wetter sollten uns verhältnismäßig gnädig sein und eine Schleichfahrt mit meinem lüdd´n Boot erlauben.
Erfreulicherweise stimmte die Wettervorhersage überhaupt nicht und aus erwarteten kleinen Wellen bei verhangenem Himmel wurde strahlender Sonnenschein und Ententeich. YEAH!
Leider hatte ich damit nicht gerechnet und keine Sonnenbrille mit, was mich bei späteren Fangfotos übelst blinzeln ließ :-)
Die angestrebte Fahrtiefe war immer so um 10meter Wassertiefe.
mal flacher, mal tiefer.
Die erwartete Menge Dorsche ließ sich überhaupt nicht blicken, generell lief es Anfangs doch sehr zäh!
Wir hatten 3 und 4 Brettchen jeweils mit Köderfisch in verschiedenen Tiefen und an verschiedenen Baitholderfarben ausgelegt.
Ein Downrigger war an diesem Tag nicht zur Verfügung, daher ging ich longline mit einem 95er Paravan und Blinker auf Tiefe.
Memo an mich selbst: Warum habe ich eigentlich keinen 120er Paravan an Bord?
Irgendwann erbarmte sich der erste Quotendorsch des Tages bei Malte am tieflaufenden 70er Paravan hinterm Brettchen. Leider viel zu klein, daher released.
Irgendwann ging dann auch mal die Longlinerute krumm und dort gesellte sich der erste brauchbare Dorsch zu uns.
Dann war wieder echt Lange Ruhe. Über Funk hörten wir von ausgezeichneten Dorschfängen und Mengen *Koppklatsch*.
Zur Mittagszeit rauschte dann plötzlich das 25gr Brettchen auf der Backbordseite ab, als wenn es nachhause wollte. Halleluja, was für ein Einschlag!
Ich griff sofort ein und merkte heftigen Widerstand der permanent Schnur zog. Es half nichts, ich musste die Bremse immer wieder nachjustieren um dem Fisch Raum zu geben damit er nicht ausschlitzt. Der Köder war ein Baitholder mit Sprotte im Rhinodesign Wake Up. Eine klassische Dorschfarbe!
Malte räumte in der Zwischenzeit die Longlinerute aus dem Weg und machte sich schon mal kescherbereit. Noch ein Blick nach vorn ob alles frei ist und wir konnten uns in aller Ruhe nur um diesen Fisch kümmern.
Der Drill dauerte gut 15Minuten und kostete immer wieder hart erkämpfte Schnur von der Rolle :-)
Irgendwann hatte ich aber doch die Oberhand und es zeigte sich ein guter Dorsch an der Wasseroberfläche. Sauber gekeschert und ans Maßband gelegt: 76cm! Not bad!
Ich glaube ich hatte schonmal 77 oder 78cm am Downrigger, aber das sind in unseren Gefilden ja dennoch Ausnahmefische die man nicht jeden Tag fängt.
Was für ein beeindruckender Kopf an diesem Fisch. Beindick. Wahnsinn.
Ich freute mich sehr über meinen besonderen Fang und legte die Rute wieder aus.
Irgendwann kam dann bei mir nochmal ein Minidorsch am Slidediver mit Blinker.
Am Telefon erfuhr ich von guten Forellenfängen am Slidediver und entschied den Köder am Slidie zu tauschen. Ließ die Rute raus und scheinbar waren wir genau an der richtigen Stelle. Rute im Rutenhalter, Zack, direkt krumm! Lüdde Forelle gefangen. Die hatte eigentlich den Anspruch wieder reinzugehen obgleich sie maßig war, aber die war in keinem guten Zustand mehr. Schade, was solls, ne gute Portionsforelle war sie allemal…
Köder wieder raus, Rute in den Rutenhalter und ca. 10Sekunden später war die Rute krumm bis zum bersten, die Rolle kreischte wie lange nicht mehr. GEIL, JETZT GEHTS LOS!
Der Druck an dieser Rute war unglaublich, dagegen war der große Dorsch von Mittags ein Kinderspiel.
Es wurde sofort klar, dies konnte nur ein RICHTIG guter Salmonide oder S-lax sein. Malte räumte erneut die Longlinerute an der sich an diesem Tag bis auf den einen Biss gar nichts tat.
Der Fisch muss, nachdem er den Köder genommen hatte, direkt in den Steigflug gegangen sein, er zeigte sich sofort im Schraubenwasser 50m hinterm Boot.
Wir konnten aber nicht erkennen was es war. Kein Dorsch. Soviel war klar.
Seine Fluchten waren explosiv und energiegeladen. Ich musste auch hier immer wieder die Bremse justieren und Raum geben. Etwas dichter am Boot sahen wir eine riiiesen Schwanzflosse zur Hälfte aus dem Wasser ragen. Okay also Forelle. Diese wunderschönen Fische haben die Eigenschaft im Drill seitlich wegziehen zu wollen, was dazu führt, das sie häufig an gespannter Schnur parallel zum Boot kommen und da kaum weg zu kriegen sind.
Kenne das auch vom Lachsangeln. Manchmal sind die letzten 5Meter zum Kescher die schwersten…
Das Wasser war ganz glatt, keine Lichtbrechung und wir konnten eine gigantische silberne Flanke in der Sonne Blitzen sehen. WAS FÜR EIN FISCH!!!!
Nach mehreren Fluchten unmittelbar vorm Boot hatte Malte auch diesen Wahnsinnsfang sicher im Kescher und wir waren außer uns als wir ihn sicher im Boot hatten.
Die mit Abstand größte Forelle die ich je gesehen hatte, lag vor meinen Füßen im Netz.
Am Maßband angelegt, zeigte die Schwanzflosse unglaubliche 85 Zentimeter!
Welch ein Kraftpaket und was für ein unglaublich schöner Fisch. Der Jubel war unbeschreiblich. Wir klatschten ab und waren froh das wieder mal in klasse Teamleistung zusammen geschafft zu haben.
Später stellten wir fest das mein Kescher der Aktion nicht ganz widerstehen konnte :-D
Wir fischten an diesem Tag noch weiter, aber als wollte Petrus uns sagen es ist genug, verschlechterte sich das Wetter bald darauf schlagartig, kräftiger Wind blies aus einer ungünstigen Richtung und schnell taten sich seitlich ordentliche Wellen, teilweise mit Schaumkronen auf….Wir drehten bei und fuhren mit Autopilot Richtung Hafen und räumten nebenbei das Boot auf.
Im Hafen trafen wir auf BAC Kumpels die eine Waage am Start hatten. 6.15Kg.
Ein absoluter Traumfisch den ich vermutlich im Leben nicht noch einmal fangen werde.